Man stelle sich vor: Es gäbe einen Domino-Server mit einer IP-Adresse und man möchte auf einem belegten Port, z. B. 25/tcp (SMTP), 80/tcp (HTTP) oder 389/tcp (LDAP), zusätzlich einen weiteren Dienst anbieten.
Für HTTP könnte man noch den HTTP-Port von Domino ändern und einen Reverse Proxy wie NGINX davor klemmen, der dann die ankommenden Requests auf Domino und den anderen Web-Server weiterleitet. Mit den anderen Protokollen wird das schon schwieriger.
Man könnte natürlich auch mit einem von beiden Web-/SMTP-/LDAP-Servern auf einen Nicht-Standard-Port ausweichen. Geht, macht aber die Benutzung komplizierter.
Die einfachste Variante wäre es, dem Server eine zweite, zusätzliche IP-Adresse zu spendieren.
Aber Domino und seine Tasks sind "gierig": Sie horchen auf einem Rechner mit mehreren IP-Adressen auf 0.0.0.0, also auf allen gleichzeitig. Damit kann man immer noch keinen zweiten Prozess auf diesen Ports starten.
Also muss man Domino und seine Heerscharen von Task in ihre Schranken verweisen. Und natürlich geht das auch recht einfach - mit einer Ausnahme...
Damit der Domino-Server selbst nur auf einer IP-Adresse lauscht, braucht man nur eine Zeile in der notes.ini (bzw. im Konfigurationsdokument):
TCPIP_TCPIPAddress=0,xx.xx.xx.xx
wobei xx.xx.xx.xx natürlich durch die IP-Adresse ersetzt werden muss. Wird nicht der Standard-Port TCPIP
genutzt, muss alles vor dem _ durch den Namen des genutzten Ports ersetzt werden.
Sollen andere Task wie SMTP oder LDAP auch beschränkt werden, braucht man zusätzlich jeweils eine weitere Zeile:
SMTPNotesPort=TCPIP
LDAPNotesPort=TCPIP
Dann kommen wir schon zur Ausnahme: HTTP. Vielleicht weil das der häufigste Anwendungsfall ist, oder damit die Administratoren noch mehr lernen müssen, hat sich IBM damals entschieden, für HTTP einen anderen Weg zu gehen.
Und der beginnt im Server-Dokument, Reiter Internetprotokolle, Unterreiter HTTP. Im ersten Feld "Hostname(n)" sollte man die IP-Adresse eintragen und dann das zweite Feld "Mit Hostnamen verknüpfen" umstellen auf "Aktiviert".
Und wie immer bei Konfigurationsänderungen muss man den/die Tasks durchstarten oder den Domino-Server oder den kompletten Server oder den Virtualisierungshost oder den Stecker ziehen und wieder hereinstecken oder die Sicherung aus- und einschrauben oder ...
Domino-Server im Cluster
Ein weiterer wichtiger Anwendungsfall ist das Clustering von Domino-Servern. Damit sich die Cluster-Server untereinander schnell und ungestört austauschen können, kann man allen Teilnehmern am Cluster eine zweite IP-Adresse aus dem gleichen Netz spendieren, auf das keine andere Systeme oder Clients drauf kommen. Stichwort: Cluster_TCPIPAddress