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Gartner: "BYOD" bald flächendeckend (?)

von Manuel,
assono GmbH, Standort Kiel,

Heise berichtet kurz über eine Studie von Gartner, der zufolge ca. 40% der befragten Unternehmen davon ausgehen, dass sie ihren Mitarbeitern keine Smartphones mehr kaufen würden/müssten, weil diese ihre Geräte selbst beschaffen. Dieser Trend würde sich womöglich noch auf weitere Arbeitsgeräte wie z.B. PCs ausweiten.
Jedoch: "Gartner sieht durch BYOD enorme Innovationspotenziale, die aber vielen CIOs erst noch erklärt werden müssten."

Ist das so? Oder gibt es vielleicht Gründe, dieses "Innovationspotential" nicht so hoch zu bewerten?


Ein Artikel auf cio.com stellt ein paar Fragen, die das Thema so weit relativieren könnten, dass BYOD vielleicht sogar noch deutlich teurer sein könnte als firmeneigene Geräte. Diesen Schluss kann man natürlich nicht pauschal ziehen, aber die Fragen sollten gestellt werden, bevor eine strategische Entscheidung pro oder contra BYOD getroffen wird.

Der Nutzen, dass Firmen keine Geräte mehr anschaffen müssen, ist unbestreitbar. Doch darf nicht vergessen werden, dass die reinen Hardwarekosten nur einen kleinen Teil der Kosten ausmachen.

Ob die Kosten des Mobilfunk-Vertrages tatsächlich geringer werden, hängt natürlich davon ab, inwieweit sich das Unternehmen an den Mobilfunkkosten des Nutzers beteiligt. Trägt der Nutzer sie selbst oder das Unternehmen nur einen pauschalen Anteil, so ist das für das Unternehmen vermutlich billiger als eine eigene Anschaffung. Bei anderen Formen darf nicht vergessen werden, dass das Unternehmen natürlich auch beim Provider Einkaufsvorteile geltend machen kann, die die Kosten im Verhältnis zu einer regelmäßige Spesenabrechnung des Nutzers senken können.

Die Supportkosten sind natürlich im hohen Maße davon abhängig, wie die Verantwortlichkeiten der Nutzer und der IT verteilt sind. Doch erfahrungsgemäß werden jene selbst in dem Fall, dass sie selbst für die Wartung ihrer eigenen Geräte verantwortlich sein sollen, zuerst beim Helpdesk anrufen, wenn "irgendwas nicht stimmt". Wenn sie dann auch unterstützt werden sollen, muss bedacht werden, dass man auf einmal nicht mehr nur eine Geräteklasse zu supporten hat, sondern Dutzende mit jeweils einer eigenen Logik und Benutzerführung. Das führt zu erheblich mehr Supportaufwand.

Der vermutete Produktivitätsgewinn dadurch, dass die Nutzer ihr Lieblingsgerät bekommen, mit dem sie vermeintlich am besten umgehen können, könnte aufgefressen werden durch "verfummelte" Geräte und den Aufwand der Nutzer oder Helpdesk, Probleme wieder gerade zu rücken - einfach mal auf Knopfdruck den Unternehmensstandard wiederherzustellen ist so natürlich kaum mehr möglich. Wenn der Nutzer sich selbst darum kümmert/kümmern muss wäre die IT zwar tatsächlich Arbeit "losgeworden", aber das bedeutet nur, dass die eigentlichen Kosten dann unkontrollierbar in den Fachabteilungen anfallen.

In jedem Fall wird das Deployment der Geräte um einiges komplexer. Nun muss man nicht mehr nur für eine Geräteklasse den Prozess planen und die Verwaltungssoftware anschaffen, sondern für zumindest ein größeres Set von Geräten, die das Unternehmen zu unterstützen sich entschieden hat.

Natürlich wird die Entwicklung unternehmensinterner, mobiler Anwendungen durch eine heterogene Umwelt nicht einfacher und billiger. Überhaupt sollte die Frage "nativ oder webbasiert" (oder irgendwo dazwischen) vor jeder Entwicklung auch vor diesem Hintergrund genauestens untersucht werden.

Nicht zu vergessen sind auch rechtliche Aspekte. Nicht nur haftet der Geschäftsführer ggf. persönlich bei eventuellen Datenverlusten bzw. Einbrüchen, die dadurch entstanden sind, dass das mitgebrachte Gerät nicht ausreichend gesichert war. Auch stellt sich natürlich die Frage, wie weit die verwaltenden Eingriffe in das Gerät gehen dürfen, wenn sich darauf auch persönliche Daten befinden. Wenn zum Beispiel der Nutzer das Unternehmen verlässt und logischerweise sein Gerät mitnimmt, sollten die geschäftlichen Daten gelöscht werden können, ohne die Privaten zu beeinträchtigen - es sei denn es wären andere Vereinbarungen getroffen worden. Das aber setzt in jedem Fall detaillierte Vereinbarungen mit den Mitarbeitern voraus. Der Betriebsrat muss dann ebenfalls hinzugezogen werden.

Wer sind eigentlich die Gewinner?
Zunächst gewinnen die Provider, die beim Verkauf von Geräten und Verträgen keine Marge mehr an die mächtigere Einkaufsabteilungen des Unternehmens abgeben müssen. Eventuell übernehmen Provider auch den (für den Nutzer) kostenpflichtigen Support und verdienen daran, während die IT an Kontrolle über Daten und Kosten verliert.

Der Nutzer könnte auch auf der Gewinnerseite stehen, da er seine eigene Hard- und Software ins Spiel bringt, ohne sich um Governance und Compliance kümmern zu müssen. Er könnte natürlich auch insofern Verlierer sein, dass er zumindest teilweise Kontrolle über sein Gerät aufgeben muss und Verlust privater Daten riskiert.

Ob das Unternehmen gewinnt hängt von zu vielen Faktoren ab, die gründlich gegeneinander abgewogen werden wollen. Und das möglichst frühzeitig. Wenn z.B. erst ein Mitarbeiter sein Endgerät samt Daten darauf mitgenommen hat, ohne dass dieser Prozess geklärt wäre, ist die Situation kaum noch reparabel. Teure rechtliche Auseinandersetzungen und Reputationsverlust können die Folgen sein.

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